Einblick in die Architektur


Das Schloss – 1711 bis ca. 1838
Die bislang einzige bekannte Darstellung des vollständigen Schlosses stammt vermutlich aus der Zeit zwischen 1820 und 1830. Sie zeigt das Gebäude in seinem ursprünglichen Zustand vor der Niederlegung des Südflügels.
Das Schloss war ein beeindruckender Baukörper mit über 120 Fenstern, acht risalitartig hervortretenden Achsen mit Giebelbekrönungen und Skulpturenschmuck sowie einer zentralen Toranlage. Die Hauptfassade (Ostfassade) war symmetrisch aufgebaut – ein gestalterisches Element, das durch den späteren Verlust des Festsaalflügels heute nicht mehr nachvollziehbar ist.
Trotz der baulichen Verluste hat sich an der erhaltenen Fassade ein hoher Anteil originaler Bausubstanz bewahrt.
Heute stehen noch zwei Drittel des ursprünglichen Bauwerks – das sogenannte „Halbe Schloss“.

Grundrisse

Das Souterrain
Das Souterrain des Schlosses verfügte ursprünglich über große Fenster, die den Blick in den Wassergraben freigaben. Heute sind diese Fenster stellenweise durch das angestiegene Gelände verdeckt. Aufgrund der Lage direkt im Waal war im Gebäude kein klassischer Keller vorgesehen; stattdessen erfolgen die Erschließungen der Räume über den Innenhof. Auffällig sind hierbei insbesondere die ovalen Okuli, die einen prägnanten Blickfang darstellen.
Über die bauzeitlichen Funktionen aller Räume liegen nicht durchgängig Informationen vor. Bis heute lassen sich jedoch bestimmte Funktionsbereiche rekonstruieren: So ist der Bereich der Arrestzelle, die Backstube sowie die Fleischkammer historisch belegt. Die architektonische Gestaltung des Souterrains verbindet dabei Elemente einer lehnsherrschaftlichen Funktionalität mit dem zeitgenössischen Ausdruck der Leipziger Handelspaläste, die in früheren Zeiten auch als Mieträume während Messezeiten genutzt wurden.

Das Erdgeschoss
Das Erdgeschoss vermittelt bis heute den Charakter einer barocken Residenz. Die Anordnung und Abfolge der Räume verdeutlicht eine klare Gliederung in öffentliche, teilöffentliche und funktionale Bereiche, insbesondere im Zusammenhang mit dem Küchentrakt.
Besonders hervorzuheben sind zwei bauzeitliche Stuckdecken, die sich in diesem Geschoss original erhalten haben. Sie wurden bislang nie farblich überfasst und zeigen damit die ursprüngliche gestalterische Intention.
Darüber hinaus sind im Erdgeschoss Einbauten aus der Zeit nach der Niederlegung des Festsaalflügels erhalten geblieben. Besonders zu nennen ist hierbei der Raum oberhalb der zentralen Toranlage, der in dieser Phase umgestaltet wurde.

Das Obergeschoss
In Anlehnung an die architektonische Tradition barocker Wasserschlösser wie auch zeitgenössischer Handelspaläste wurden die Repräsentationsräume des Schlosses im Obergeschoss angeordnet. Besonders hervorzuheben ist die Raumfolge aus Treppenraum, Saal und Vestibül, die den gestalterischen Höhepunkt der Anlage bildet.
In diesem Bereich befinden sich die bedeutendsten Stuckaturen des Schlosses. Gleichzeitig weist das Obergeschoss auch die gravierendsten baulichen Schäden auf, die insbesondere durch jahrzehntelangen Leerstand und unzureichenden Witterungsschutz entstanden sind.
Ein Besuch im Halben Schloss macht deutlich: Erhalten geblieben sind heute lediglich die „kleineren“ Räume des ursprünglichen Gesamtbaus. Die einst imposanten Hauptrepräsentationsräume, insbesondere im Bereich des abgetragenen Südflügels, sind unwiederbringlich verloren.

Das Dachgeschoss
Das Halbe Schloss verfügt bis heute über eine eindrucksvolle barocke Dachkonstruktion. Über 97 Prozent des verbauten Holzes stammen noch aus der Bauzeit und belegen den außergewöhnlich hohen Erhaltungsgrad dieser Tragstruktur.
Ursprünglich wurde das Dachgeschoss über die Haupttreppe im Südflügel erschlossen. Eine Nutzung dieser Flächen ist für die Barockzeit nicht nachweisbar; es ist davon auszugehen, dass das Dachgeschoss zunächst ungenutzt blieb.
Erst in späteren Jahrhunderten erfolgte der nachträgliche Einbau von Abstellräumen sowie die Nutzung als Lagerfläche, unter anderem zur Aufbewahrung von Feuerwehrschläuchen.
Heute ist der barocke Raumeindruck im Dachgeschoss wiederhergestellt und als solcher erlebbar.

Schnitte

Ostflügel
Nach der Niederlegung des Festsaalflügels sind heute noch etwa zwei Drittel des ursprünglichen Schlosses erhalten. Dieser Eingriff ist nicht nur an der äußeren Kubatur, sondern auch in der Dachgeometrie und den inneren Raumfolgen ablesbar. Ursprünglich fortgeführte Raumachsen enden heute abrupt an der südlichen Abschlusswand des verbleibenden Baukörpers.

Nordflügel
Der Nordflügel bildet heute den Eingangsbereich zum Schloss. An der Gestaltung der Fassaden sowie der Raumfolgen lässt sich bis heute ablesen, dass es sich ursprünglich um einen eher privaten Zugang handelte, nicht um den repräsentativen Haupteingang.
Der Kopfbau dieses Flügels umfasst zugleich die größten Räume des erhaltenen Baukörpers und nimmt damit eine besondere Stellung innerhalb der Gesamtanlage ein.

Ostfassade

Die ganze Fassade
Die nebenstehende Skizze zeigt einen Versuch der rekonstruktiven Darstellung der ursprünglichen Ostfassade des Schlosses. Der grau hinterlegte Bereich markiert den nicht mehr vorhandenen Festsaalflügel, der im 19. Jahrhundert niedergelegt wurde.
Die Darstellung verdeutlicht den ursprünglich symmetrischen Aufbau der Fassade. Die abweichenden Dachhöhen ergeben sich aus der Konstruktion über dem ehemaligen Festsaal, der gemäß zeitgenössischer Beschreibungen eine deutlich größere Raumhöhe aufwies.