Die Baugeschichte und damit auch die Architektur des Schlosses ist bisher nie umfassend untersucht worden. Seit dem Beginn der Revitalisierung des Schlosses ab 2020 wird, laufend zu den baulichen Maßnahmen am Objekt, auch die Bau-und Nutzungsgeschichte des Schlosses wissenschaftlich bearbeitet.


Die Anlage – Residenz auf dem Land?
Die Anlage des Ritterguts mit dem dazugehörigen Schloss geht auf eine slawische Ringburg zurück. Die baulichen Vorgänger sind heute nur noch in Ansätzen bekannt. Mit dem Neubau des Schlosses zu Beginn des 18. Jahrhunderts wurden auch die Wirtschaftsgebäude umfassend überarbeitet. Teilweise haben sich Mauerzüge aus dem Mittelalter bis in die heutige Zeit erhalten. Um das Jahr 1800 umfasste das Gut eine Vielzahl unterschiedlicher Gebäude und Anlagen: Wirtschaftsgebäude, Gärten, eine Wasserkunst zur Versorgung der Anlage sowie verschiedene gewerbliche Einrichtungen. Die Dimension und Ausstattung des Gesamtensembles überstiegen die für einen ländlichen Ort üblichen Maßstäbe deutlich. Die Anlage stellte vielmehr ein Beispiel für fürstlichen Anspruch in der Provinz dar – geschaffen von einem wohlhabenden Kaufmann.


Rittergut – Städtebau
Das Schloss ist ohne sein zugehöriges Rittergut und den Wirtschaftshof nicht vollständig zu verstehen. Von den ursprünglich umfangreichen Wirtschaftsgebäuden ist heute nur noch ein Teil erhalten. Diese Fachwerkbauten umgaben einst den inneren Hofbereich des Schlosses und schlossen ihn durch zwei Toranlagen ab. Ein Durchgang ist bis heute erhalten geblieben. Die ursprünglich zum Schloss hin offene Anlage wurde durch den Wassergraben (Waal) abgegrenzt und gesichert. Die Wirtschaftsgebäude selbst gehen größtenteils auf ältere Vorgängerbauten zurück, die im Zuge des barocken Umbaus lediglich angepasst wurden. Weitere funktionale Gebäude wie Mühlen, Sägewerke und Stallungen befanden sich außerhalb des eigentlichen Wirtschaftshofs. Einige dieser Anlagen sind bis heute erhalten oder zumindest in ihrer Struktur nachvollziehbar.


Das Schloss – Hauptgebäude
Das Hauptgebäude der Anlage, heute als „Halbes Schloss“ bekannt, wurde bis 1711 als Wasserschloss errichtet. Seit der Niederlegung des südlichen Flügels, der auch den Festsaal beherbergte, ist lediglich ein U-förmiger Baukörper erhalten geblieben.
Die Schaufassade des Schlosses ist auf den heutigen Kastanienpark ausgerichtet. Aufgrund von Geländeauffüllungen sowie dem natürlichen Anstieg des Bodenniveaus über die Jahrhunderte liegt das Schloss heute etwa 1,5 Meter tiefer als zur Zeit seiner Errichtung. Die ursprünglichen barocken Proportionen der Anlage sind dadurch nur noch eingeschränkt erlebbar.
Mehr zur Architektur des Schlosses können Sie hier erfahren.


Die „Schlossmühle“ – Wohnhaus der ehemaligen Mühle
Ein Rittergut war stets auch ein Wirtschaftsstandort. Aufgrund der Lage in einem bachreichen Gebiet existierten im Ort zahlreiche Mühlen. Bis zum Jahr 1903 gehörte auch eine Mühle zum Besitz des Ritterguts bzw. des Schlosses. Sie befand sich unmittelbar hinter dem Wassergraben (Waal) des Schlosses.
Die zugehörigen Mühlgräben sind seit über 40 Jahren nicht mehr vorhanden, jedoch haben sich Teile der baulichen Substanz erhalten. Das Wohnhaus der Mühle stammt in Teilen aus dem Jahr 1704, wurde jedoch um 1840 umfassend umgebaut.
Seit dem Sommer 2024 gehört die Mühle wieder zum Besitz des Halben Schlosses.
